Osdorfer Born

Den Osdorfer Born habe ich in der Zeit von 1972 bis 1979 hautnah und oft blutig miterlebt. Meine Erinnerungen an diese Jahre sind deshalb eher „zurückhaltend begeistert“. Nun, über 30 Jahre später, empfinde ich beim Anblick all der „zusammengesteckten“ Plattenbauten immer noch Abneigung – auch wenn es inzwischen viele Versuche gegeben hat, die alten Bausünden zu entschärfen. Meine Meinung ist, dass ein paar Farbkleckse und das höchste Graffiti der Welt (43 Meter) aus einem Getto noch keine erstrebenswerte Wohnlage machen. Und dass in Osdorf mit dem „Affenfelsen“ das ehemals höchste Hamburger Gebäude steht (21 Stockwerke) ist zwar eine Rekordmarke, aber erstrebenswert ist anders …

Schaut man sich den Osdorfer Born heute an, weiß man sofort, wie man es nicht machen sollte – auch wenn sich auf diese Art viele Menschen „stapeln“ lassen.

Was die Scheußlichkeit einer solchen „Siedlung“ etwas entschärft, ist das viele Grün. Und in unmittelbarer Nähe gibt es mit dem Helmut-Schack-See sogar ein wirklich schönes Naherholungsgebiet. Mit meinen Bildern möchte ich Ihnen von beidem etwas zeigen.

Jörn Daberkow

Ergänzende Links

18 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. So sieht unmenschliches Wohnen aus… die Stimmung wird gut wiedergespiegel. Auch ich spüre immer sehr großes Unbehagen, wenn ich durch solche Großwohnsiedlungen gehe.

  2. Die Bilder geben genau das wieder, was ich empfinde, wenn ich an diese Siedlung denke. Die kann man, genau wie Steilshoop, wo Martin mal ähnliche Bilder unter grau-schwarz bunt gepostet hat, nicht schön photografieren.

    Aber die Bilder sind toll, haben eine sehr eigene Stimmung.

  3. Da ich in Hongkong gelebt habe, kann mich so eine Siedlung so gar nicht schrecken ;-)

    Nein, jetzt im Ernst: Die Bilder zeigen eine trostlose, menschenleere Anhäufung von Beton und es sieht trotz des Grüns drumherum, in dem dann doch 3 Menschen zu sehen sind, nicht sehr einladend aus. Die Bilder sind angefüllt mit trister Stimmung und die Texturen bzw. Effekte unterstreichen das noch und das finde ich sehr gelungen.

  4. Tolle Fotos, vielleicht, vom fotografischen Gesichtspunkt.

    Verfremdung etc.

    Leider ist mit der Art der Darstellung ja bewußt auch eine Aussage verbunden. Düster, einsam, grau, menschenfeindlich. Dies kommt ja wohl bei den anderen Kommentatoren und -innen so an.

    Ich möchte nicht eine gewisse Problemlage am Born wegreden aber diese Klischeehafte Schwarz- und Graumalerei gibt ja nun auch nicht die Realität wieder. Zeigen Sie doch die gutgenutzten Spielplätze in den Grünanlagen zwischen den Häusern oder die Kleingartenkolonie am Rand des Borns oder swn Bornpark mit einer hübschen Abendstimmung am Schacksee. Zeigen Sie doch lachende Menschen bei Kinder und Kulturfesten und zeigen Sie die schöne Aussicht aus dem 21.Stock. Von innen fühlt sich eine Wohnung in einem 20 Stock Haus nicht viel anders an als eine Wohnung in einem 4 oder 6 geschossigen Haus (nur die Aussicht ist schöner. Und die wirklich hohen Gebäude sind singuläre Einzelanlagen. Die Mehrzahl der Wohnungen sind in 3 bis 4 stöckigen Häusern.

    Was anzuprangern wäre ist nicht die Wohnarchitektur an sich, die im übrigen viel gefälliger ist als z.B. in Steilshoop, sondern die fehlenden Investitionen in Infrastruktur. Einrichtungen zur Freizeitgestaltung für Jugendliche oder mangelhafte ÖPNV-Anbindung. Aber das läßt sich halt nicht so gut in einem düsteren Foto abbilden.

    Leider ist Stimmungsmache und Klischeebestätigung immer noch übliches Handwerk, auch in der Hamburger Presse. Leider.

    Also nichts gegen die Fotografische Arbeit an sich aber vorsicht bei den damit verbundenen Aussagen. Könnte daneben liegen

    Viele Grüße

    A.Lettow

    • Hallo Andreas,

      zur Fotografie: Mir ging und geht es nicht darum, Klischees zu bedienen, sondern das was ich sehe und fühle zu verstärken. So gehe ich fast immer vor. Fotografiere ich z. B. ein faltiges Gesicht, gebe ich anschließend mehr Kontrast ins Bild. Fotografiere ich einen Sturm, versuche ich alle Elemente, die den widerspiegeln aufzunehmen.

      Natürlich gibt’s „am Born“ auch lachende Menschen, aber das ist ist von der Stimmung und vom Gefühl was ich dort habe nur eine unbedeutende Facette. Lachende / zufriedene Menschen gab’s z. B. auch unter den Mitarbeitern der Untersuchungshaftanstalt Hamburg. Die haben dort wirklich ein tolles Betriebsklima – hätte ich auch fotografieren können, hätte aber (für mich) nicht so gepasst.

      Was ich jetzt aus deinem Kommentar „mitnehme“ ist die Idee, bewusst gegen solche Stimmungen zu fotografieren und ich muss dabei irgendwie schmunzeln. Das könnte z. B. bedeuten, in China nur Fotos zu machen, wenn gerade Europäer im Bild stehen, oder Blumen abzulichten, wenn man sich mitten in einem widerlich-schmutzigen Industriezentrum bewegt – oder wie wäre es mit lachenden Menschen im Krieg? Das alles wäre auch Stimmungsmache (im Wortsinn), hier aber von der anderen Sorte.

      Jörn

  5. Hi Jörn,

    auch wenn er gut geschrieben ist: Der obige Beitrag ist nicht von mir. Ich könnte dazu gar nicht so viel schreiben, da ich den Osdorfer Born kaum kenne. Außerdem bin ich inhaltlich viel eher bei Deinem Statement: Photographie ist immer subjektiv, also, wenn man so will Stimmungmache. Das soll sie auch sein, dazu setzen wir sie ein. Und in welche Richtung das erfolgt, nun ja, das kommt d’rauf an, was der Photograph mitteilen möchte …

    Gruß

    Andreas

    • Hallo Andreas,

      ja, weiß ich inzwischen. Ich hatte mich bereits über die Absender-Email gewundert und bin dann dem hinterlegten Link gefolgt. Da heißt jemand so wie du. :-)

  6. Hallo liebe Fotoblogger,

    es geht nicht um schönfärbende “Auftrags-”Bilder. Natürlich soll jeder so fotografieren wie er empfindet. Wir haben hier im Born leider die Erfahrung gemacht, dass speziell in der Presse ein gewisses Klischee bedient wird und dies dann auch immer mit “passenden” Bildern hinterlegt wird. Vielleicht bin ich da auch etwas dünnhäutig geworden.

    Gerne zitiert wird ja immer gerne die Frau, die ihr Kind aus dem 20 Stock geworfen hat. Ist jetzt schon etliche Jahre her und die Frau war gerade erst eingezogen umnd hatte diverse persönlicher Probleme mit anderem Hintergrund. Wird aber immer so dargestellt als ob der Born drann Schuld sei.

    Viele Grüße, auch an meinen Namensvetter unbekannter weise. Er kann sich ja mal bei mir melden (Adresse bei Joern Daberkow)

  7. Dieser “morbide Charme” hat etwas faszinierendes. Habe im Ruhrgebiet schon ähnliche Aufnahmen gemacht. Mir gefällt`s!

    • Hallo Volker,

      willkommen im Club! Ich stehe sehr auf diesen Look, stelle aber auch immer wieder fest, dass er sich nicht für alles eignet.

  8. Hi Joern,

    nutze die Locations hier bei uns meist für KFZ-Aufnahmen … Wir haben alternativ dazu natürlich eine andere “Schmuckstücke” die dazu noch einen Kontrast geben … Google mal nach “Phoenix West” … Aus der richtigen Perspektive schaffst Du es hier solche Symbiosen zu generieren … :-)

    • Neid! So was gibt’s in Hamburg nicht mehr. Für die Umwelt ist es natürlich gut, aber fotografisch kann man von solchen Dingen nicht genug bekommen. :-)

  9. Der Umwelt macht es nichts – sind ja alles stillgelegte Industriedenkmäler. Wie gesagt: google mal nach genannter Location. Und so schlecht seid ihr ja in HH nicht bestückt. Habe einen Freund in HH, der macht Retusche – von dem kenne ich eigentlich auch nur “Aufregendes” …

    • Doch, ich hab’s mir gleich nach deinem Hinweis angesehen. Das ist klasse! :-) Logisch haben wir hier auch solche Industrieanlagen – viele sogar, nur sind die alle aktiv. Zumindest kenne ich derzeit keine vergleichbar große Anlage, die stillgelegt wäre. Hier muss man schauen, wie nahe man herankommt … Meist ist es fotografisch eher frustrierend. Der Freihafen hat diesbezüglich noch die am besten erreichbaren “Angebote”.

Hinterlasse eine Antwort

− 3 = 2


Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>