ArcelorMittal

ArcelorMittal

Mit dem Slogan „Schwer auf Draht“ hätte man das Geschäftsmodell von ArcelorMittal bereits hinreichend scharf skizziert. Wobei Drähte erst am Ende der Produktionskette stehen. Zuvor gilt es, den Stahl erstmal zu produzieren. Dies geschieht einerseits mit „frischen“ Rohstoffen und andererseits schlicht mit Metallschrott.

Gesehen hatte ich den riesigen Industriebetrieb schon häufiger – zumeist während meiner zahllosen Fototouren. Beim Anblick all der rostbraunen Schlote und Förderbänder empfand ich vorwiegend Unbehagen, andererseits ahnte ich, dass dort ein fotografisches Highlight auf Entdeckung wartete. Am 19. Februar bemühte ich mich erstmals um eine Genehmigung zum Fotografieren und wenige Tage später durfte ich das ArcelorMittal-Werk in Finkenwerder tatsächlich für das Hamburger Fotoblog besuchen.

Wie das bei solchen „einmaligen“ Gelegenheiten oftmals ist, zeigte der Himmel ein trost- und strukturloses Grau. Ich habe das bereits am Burchardkai, bei der Müllverbrennungsanlage in Stellingen und auf diversen Hochhäusern Zähne knirschend zur Kenntnis genommen. Offenbar handelt es sich hier um eine Art Naturgesetz. Dazu gehört natürlich auch, dass sich das Wetter sichtlich bessert, wenn man am Ende der Tour angelangt ist …

In diesem Fall ging es allerdings vorwiegend um Innenaufnahmen und so war das Wetter nur zum Teil relevant. Was ich im Innenbereich sah, hat mich – hinsichtlich der Motivauswahl – schier umgeworfen. Bis heute habe ich noch keine spannendere Industrielocation besuchen können – und ich kann mir derzeit auch kaum eine spannendere vorstellen …

Der Punkt, der die Sache nicht nur fotografisch richtig heiß macht, sind die Schmelzöfen. In der Leitzentrale ist man relativ dicht dran – und kann mittels spezieller Gläser direkt in das glutflüssige Material sehen. Ich war definitiv beeindruckt! Bilder gibt’s leider nicht, denn es ist mir schlicht nicht gelungen, den glühenden Strom fotografisch festzuhalten. Wie heiß das Material wird, ahnt man auch wesentlich später noch – wenn der glühende Stahl in Form langer Barren unter einem (auf Rollen) vorbeifährt. Schaut man nach unten, spürt man die enorme Hitze überdeutlich.

Die hier gezeigten Fotos sind unter herausfordernden (und teilweise atemberaubenden) Umständen entstanden. Natürlich hatte ich ein Stativ dabei, aber schwere Maschinen haben allenthalben für spürbare Erschütterungen des Bodens gesorgt. Ein Shooting ohne Stativ kam allerdings ebenfalls nicht in Frage, denn ich wollte Belichtungsreihen erstellen, um später 32-Bit-Tiff-Dateien zu nutzen. Ein Objektiv-Wechsel kam nebenbei auch nicht in Frage, denn die Umgebung war schon extrem staubig. Während des Shootings wurde meine Kamera innerhalb kurzer Zeit von einer deutlich sichtbaren weißgefleckten Oberfläche überzogen. Alle Bilder sind deshalb mit dem smc DA 18-55mm AL WR Kitglas von Pentax entstanden.

Ich habe weit über 400 Bilder geschossen. 36 möchte ich nun zeigen.

Jörn Daberkow

Ergänzungen

  

9 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Wow, beeindruckende Bilder! Nummer drei mit dem Container hat mich perspektivisch echt begeistert. Ich kann nicht sagen, woran genau es liegt, aber das Bild wirkt sehr gelungen.

    Vierte Reihe, ganz rechts: Der HSV ist aber auch allgegenwärtig bei euch. :)

  2. Die Schwarzweißbilder wirken ja irgendwie in ihrem Grau bedrückend, die Innenaufnahmen mit der guten Ausleuchtung gefallen mir deutlich am besten, vor allem wenn dann auch noch Geisterbilder von sich bewegenden Arbeitern dabei sind. Da überzeugt dann die Aufnahmetechnik mit den 32-bit wirklich.

    Viele Grüße, Ulf

    • Hallo Ulf,

      die Außenaufnahmen sollen im Frühling wiederholt werden. Was die Geisterbilder betrifft: Das war Absicht, denn ich konnte keine erkennbaren Gesichter zeigen. Das hätte zu viel Aufwand bedeutet.

  3. Sensationelle Reportage! Bin schwer beeindruckt von den toll komponierten, dichten und stimmungsvollen Bildern!

    War es schwer, Genehmigung und Veröffentlichungsrechte zu bekommen?

    • Hallo und danke für das Lob. Für mich war das ein sehr spannender Besuch. Vermutlich hätte ich mich dort den ganzen Tag aufhalten können.

  4. Industriefotografie finde ich immer spannend, auch bezüglich der Belastungsgrenzen für Kamera und Equipment ;-) Das sind Bilder, die man nicht häufig zu sehen bekommt, ohne gute Connections kommt man als “Normal FotoBlogger” vermutlich nicht an so interessante Standorte ran ;-) Manche Bilder wirken durch HDR (meine Annahme) schon recht futuristisch bzw mystisch und könnten schon als Rohstoffmaterialien für Computer-Games Verwendung finden, was hier nicht abwertend gemeint ist ;-)

    Gruss, Juergen.

    • Hallo Jürgen,

      danke für deinen ausführlichen Kommentar. Ich vermag nicht zu sagen, wie leicht oder schwer es grundsätzlich ist, dort fotografieren zu dürfen. Ich hatte die Chance und natürlich hab ich mich sehr darüber gefreut.

      HDRs sind das nicht – jedenfalls keine mit Tonmapping. Es sind 32-Bit Tiff-Dateien (Belichtungsreihen aus 5 Einzelfotos), die einen höheren Dynamik-Umfang haben, aber wie eine RAW-Datei entwickelt werden.

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