Amtsgericht Wandsbek

Die komplett sanierte und umgestaltete Jugendarrestanstalt in Wandsbek ist ein Kulturdenkmal Hamburgs. Seit dem 10. Februar 2014 erweitert sie das Amtsgericht des Stadtteils um weitere Räume für die Justizbehörde. Ich hatte die Gelegenheit, den Gebäudekomplex aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln zu sehen. Am 14. Februar 2014 wurde mir das Gebäude von Richterin Voscherau-Schmidt vorgestellt. Zu diesem Zeitpunkt war der Umbau noch nicht vollständig abgeschlossen. Am 4. Juni konnte ich dann das fertige Amtsgericht begutachten – gemeinsam mit dem zuständigen Architekten Joachim Wegener.

Mein Architekturwissen dürfte gegen null tendieren, trotzdem gefällt mir das hier umgesetzte Konzept, denn neu und alt wurden gekonnt miteinander verbunden. Es ist jederzeit erkennbar, dass man sich in einem ehemaligen Gefängnis bewegt, doch Enge und Unbehagen stellen sich nirgendwo ein. Im Gegenteil: Räume und Gänge wirken warm und modern – ohne die eigene Vergangenheit vergessen zu machen. Für mich ergibt sich ein stimmiges und sympathisches Gesamtbild.

Am 6. Juni habe ich mir das Gebäude abermals angesehen. Diesmal allein. Ich wollte noch ein paar ergänzende Szenen einfangen. Hier ging es mir weniger um architektonische Besonderheiten, sondern nur um meinen fotografischen Blickwinkel.

Joachim Wegener hat mir zum Gebäude einige Infos zukommen lassen, die Anforderungen und Konzept des Umbaus verdeutlichen. Ich gebe das mal 1 zu 1 wieder.

Der 4-flüglige Gefängnisbau von 1908 wurde umfassend saniert und umgebaut. Zusammen mit einem neuen Verbindungsgebäude dient er als Erweiterung des Amtsgerichtes Hamburg Wandsbek.

Alle bestehenden Gebäudeteile des Gefängnisses wurden mit behutsamen Eingriffen zur Anpassung des Denkmals an die neuen Nutzungsanforderungen weiterverwendet. Neue Bauteile wurden formal zeitgemäß und diskret eingefügt, ohne die Identität des Gebäudes zu verleugnen.

Die Außenfassade blieb in Ihrer Materialität erhalten. Unterhalb der vorhandenen Zellenfenster wurden neue Fensteröffnungen ergänzt. Die neuen Fenster fügen sich durch ihre außenbündige Lage unaufdringlich in die Fassadengrafik ein.

Die vorhandene Gebäudestruktur wurde im Wesentlichen unverändert übernommen. Zur Herstellung praxisgerechter Raumgrößen wurden in allen Geschossen einzelne Zellenzwischenwände entfernt. Die historische Struktur blieb durch offen liegende Stahlunterzüge und verbleibende Wandvorlagen sichtbar. Notwendige Veränderungen der Sturzhöhen und Durchgangsbreiten der Türen erfolgten ablesbar. Alle übrigen Zellentüren blieben als dauerhaft verschlossene Türen erhalten.

Zur barrierefreien Erschließung aller Geschosse wurden die beiden historischen Treppenanlagen durch einen Aufzug im Treppenauge des Haupttreppenhauses ergänzt.

Die Sichtmauerwerkeinfassungen und -Bänder wurden freigelegt, und die bauzeitliche Farbfassung der Oberflächen wurde wieder hergestellt.

Im weiterhin ablesbaren, ehemaligen Ausgangshof der Häftlinge verbindet ein 2-geschossiger Neubau mit offen belichteter Tiefgarage die bestehenden Gebäude des Amtsgerichtes barrierefrei mit dem ehemaligen Gefängnis. Kubatur und Materialität wurden respektvoll hinsichtlich der gegebenen Hofsituation und umgebenden Bebauung gewählt.

Die besten Fotos vom Amtsgericht Wandsbek zeige ich in meinem iBook „ Hamburg – Außergewöhnlich „.

Jörn Daberkow

Ergänzungen

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